Freitag, 20. August 2010

Eleganz trägt man nicht. Eleganz lebt man.

In Anne Fontaines "Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft" sitzt Coco (gespielt von der wie immer bezaubernden Audrey Tautou) im Pyjama lesend auf dem Sofa, als "Boy" das Zimmer betritt. Zur damaligen Zeit ein Verstoß gegen jegliche gesellschaftliche Konvention, weshalb der Hausherr auch nur ein tadelndes: "Coco, zieh dich an!" an sie richtet. Bevor Boy (Alessandro Nivola #hach) das Zimmer verlässt, wendet er sich noch einmal um und sagt: "Sie sind elegant." Ich liebe diese Stelle. Man könnte fast sagen, in diesem Bruchteil von Sekunden wird mehr über Coco Chanels Mode ausgesagt als im ganzen restlichen Film zusammen.

Eleganz - das ist viel mehr als Kleidung. Elegante Menschen tragen eine Art der Aura um sich, die sich nicht wirklich in Worte fassen lässt. Eleganz hat viel mit Selbstbewusstsein zu tun. Dabei geht es nicht um hoch erhobene Nasen oder arrogante Eitelkeit. Ich rede von Selbstbewusstsein dem Wortsinn nach: sich seiner Selbst bewusst sein.

Wirkliche Eleganz strahlen für mich Menschen aus, die wissen, wer sie sind und was sie ausmacht. Sie wissen, dass sie etwas haben, das sie von Anderen unterscheidet, von der Masse abhebt. Es geht aber nicht darum, das nach außen zu tragen. Es geht schlicht darum, ein gewisses Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten zu haben. In Kombination mit einer gewissen Bescheidenheit erzeugt das einen unwiderstehlichen Reiz. Mode kann diesen Reiz im besten Falle ein wenig unterstreichen oder hervorheben - im schlimmsten Fall erschlagen.

Die Menschen, von denen ich rede, gehen meist ihre ganz eigenen Wege. Sie wissen zwar nicht immer, wo sie ankommen, aber Sie haben die Gewissheit, dass sie ankommen.

Die beschriebene Szene rief in mir die Erinnerung an einen fast schon vergessenen Moment vor 4 oder 5 Jahren wach. Ich saß bei meinem damaligen Freund auf dem Schlafsofa und las - ich trug seinen alten Frotteeschlafanzug, um die Augen schwarze Schlieren meines Make-Ups und zerzaustes Haar. Ich blickte auf, weil ich spürte, dass er mich ansah. Er saß am Schreibtisch, seine grauen Augen waren fest auf mich gerichtet, er zog an seiner Kippe und sah mich einfach nur an. Als ich fragend die Augenbrauen hochzog, umspielte ein kleines Schmunzeln seine Mundwinkel und er sagte nur: "Auch im Schlafanzug noch eine Göttin."

Mittwoch, 11. August 2010

Im Schatten der Nacht

Ich sitze mit einer Flasche Wein am offenen Fenster und starre in die Nacht, während meine Gedanken auf den Wellen der leisen Musik in die Dunkelheit reiten. Eine Nacht, die Worte zu Papier bringt, noch ehe ich ahne, was ich sagen möchte.

Eine seltsame Mischung aus Gleichgültigkeit, Müdigkeit und Melancholie verschleiert mein Bewusstsein und schafft die nötige Distanz zu meinem alltäglichen Ich.

Während meine Vergangenheit in dunklen Schwaden an mir vorüberwabert, versuche ich eine Skizze meiner Zukunft zu erstellen. Sanfte Bleistiftstriche, die noch unter meiner Hand verwischen, während ich sie zeichne. Immer noch auf der Suche nach dem, was ich bin und was ich sein möchte, verliere ich mich nur allzu leicht im 'was wäre wenn' des Lebens.

Die richtigen Worte wandeln auf diesem schmalen Grat zwischen den Empfindungen. Immer wieder muss der Spagat gelingen - sich auf die eigenen Gefühle einlassen, ohne ihnen grenzenlose Macht zu gewähren. Wenn der Schmerz so laut wird, dass er die eigenen Gedanken übertönt, macht das die Schreiberei zur gefährlichen Leidenschaft. Versunken in den Abgründen des Seins verliert sich die Kraft für die richtigen Worte.

Nur noch von Dunkelheit und Gedankenfetzen umgeben, weißt du, dass der Moment gekommen ist, die Feder zur Seite zu legen.

Samstag, 17. Juli 2010

"Shit, ich glaub, wir haben sie geweckt!"

Eine Vision entsteht immer aus dem Konglomerat der Trümmer nicht gelebter Träume, versehen mit den Versatzstücken gesammelter Erfahrungen.

Manchmal ist man zu sehr mit der Gegenwart beschäftigt, um Visionen entwickeln zu können – manchmal braucht man sie aber auch, um der gegenwärtigen Situation begegnen zu können. Und
manchmal ist die Zeit einfach reif dafür.

Ich glaube nicht an Schicksal, aber ich glaube daran, dass die wirklich große Vision des eigenen Lebens schon früh im Menschen angelegt wird. Dort schlummert sie so lange friedlich vor sich hin, bis die Vorzeichen günstig sind und alle Zeiger auf Erfolg stehen.

An diesem Punkt bin ich in meinem Leben nun angekommen. Rückblickend kann ich es wohl als Übersprungshandlung bezeichnen, was mich vor ca. zwei Jahren dazu veranlasste, meinen vorgezeichneten Weg zu verlassen und mein gesamtes Leben auf den Kopf zu stellen. Alles, was dann folgte und sich in den letzten zwei Jahren zutrug, entsprang einem Bauchgefühl. Ich folgte meinem Instinkt.

Diese zwei Jahre waren die Voraussetzung, die Vision, die ich in den Jahren zwischen 12 und 14 entwickelte, wieder zum Leben zu erwecken. Jetzt steht sie in Lebensgröße vor mir und schreit: verwirkliche mich!

Das werde ich tun. Die Gegenwart hat mir 16 Jahre meines Lebens gestohlen. Es ist an der Zeit, die Zukunft in den Fokus zu rücken.

Das, was ihr momentan seht, ist eine Art ‚Teaser‘ für das, was kommen wird.
Es wird besser. Und ich weiß, dass es gut wird.

Stay tuned.

Sonntag, 20. Juni 2010

Am Anfang steht ein Lied

Wir sitzen auf dem harten Boden und lauschen den Worten eines unbekannten Autors. Ich nippe an meinem Drink und sehe mich um. Es ist seltsam, hier zu sein. Der Beat fehlt. Irgendwie.

Die letzte Seite. Der letzte Satz. Applaus. Ein bisschen zumindest. Gerade genug, dass der Autor stolz auf sich sein kann. Irgendwie.

Plötzlich sitzt er da. Auf einem Barhocker. Mitten auf der Bühne. Nur er und seine Gitarre. Den Namen kann ich mir nicht merken. Er ist seltsam. Seltsam und lang. Also der Name.

Silben und Töne dringen an mein Ohr. Aber nicht nur. Es geht weiter. Irgendwie. Ich will es gar nicht schon wieder sagen. Es ist seltsam. Seltsam und gut. Er liest in mir. Wie in einem offenen Buch. So fühlt es sich zumindest an. Glaube ich.

Ein neues Lied. Eine neue Chance, mich bis ins Mark zu treffen. Er nutzt sie. Denn das Lied handelt von mir. Und von dir. Von uns. Und es trägt ein 'seltsam' im Titel.





Jetzt fängt alles von vorne an. Der Wind treibt uns fort und dann reden wir, genau wie bisher, von unserem Leben, das sich immer so weiterdreht und wir immer noch nichts verstehen von dem Chaos in unseren Hirnen und dem Gang unserer Wege. Und wir rauchen immer viel zu viel, doch wir sehn gut dabei aus, ja, wir tun das mit Stil und wir warten auf den Anfang der Nacht, wenn das Licht ausgeht und unser müdes Herz wieder lacht.

Und wir gehen in die Kinos, in die Kneipen und wir tanzen und wir hoffen, dass noch soviel passiert. Doch wir fühlen uns trostlos, gelangweilt und oh so verprellt von der Liebe und von den tanzenden Menschen. Und wir trinken immer viel zu viel, doch wir sehen gut dabei aus, ja, wir tun das mit Stil und wir warten auf den Taumel der Nacht, wenn das Licht ausgeht und unsere trunk‘ne Seele erwacht.

Und jetzt fängt alles von vorne an. Der Wind treibt uns fort und dann reden wir, genau wie bisher, von unserem Leben. Doch im Taumel, da fühlen wir uns wohl, ein Hoch auf den Alkohol. „Komm, einen noch, ich kann dich noch sehen.“ Und wir labern immer viel zu viel, doch wir sehen gut dabei aus, ja, was wir tun, das hat Stil. Doch ich hab Angst vor dem Ende der Nacht, wenn das Licht uns fängt und der Tag uns nur müde verlacht.

(Gisbert zu Knyphausen)


Am Anfang steht ein Lied. Dieses Lied. Es geht um mich und um dich, um uns. Vielleicht handelt es nicht von einer ganzen Generation. Aber fast. Und es beschreibt eine Stimmung. Wie ich sie mir für mein Blog wünsche.

Gehen Wünsche in Erfüllung? Manchmal. Jedenfalls wenn man etwas dafür tut. Und das habe ich vor. Geh ein Stück mit mir. Wenn du magst.